Dienstag, 7. März 2023

10. Sketchwalk #uskeliasholl

Das Heilig-Geist-Spital von Elias Holl

Neben der Fuggerei gab es in Augsburg immer schon weitere private und kirchliche caritative Häuser. Die älteste Einrichtung ist das Heilig-Geist-Spital, das auf Bischof Ulrich (923–973) zurückgeht! Hier lebten wohlhabende Alte und Kranke, denn nur wer dem Spital entsprechenden Besitz vermachen konnte, erhielt eine eigene Kammer. Ärmere Kranke teilten sich große Säle.

 

1625 wurde Elias Holl mit der Planung eines Neubaus für 340 Bewohner beauftragt. Die Stadt legte eine Liste vor, was gebraucht wurde: Küchen für die Bewohner, Vorratsgewölbe, Abstellkammern, Bad- und Kindbettstuben, Totenkammer, Krankensaal, Hausgefängnis und Altar für die katholischen Insassen, zudem Öfen mit feuersicheren Ablagen für heiße Asche sowie „necessaria“ (Aborte) und Platz, um zu waschen bzw. Ungeziefer aus der Kleidung zu klopfen…
Das Spital wird ein Zweckbau mit weniger Zier und Prunk als andere Holl-Bauten. Auf teure Materialien, Giebel und Gesimse wurde verzichtet und weil viel weniger Arbeiter als sonst beschäftigt wurden, zogen sich die Bauarbeiten hin. Bei der Stadt war „…kein gelt mehr in der Caßa.“
Holls Bauwerke hatten immer den praktischen Nutzen im Blick. Wie die Stadtmetzg liegt auch das Spital über Kanälen: Durchlaufendes Trinkwasser war durch den Überbau des Gebäudes vor Verunreinigung geschützt, Brauchwasser trieb eine Mühle mit vier Mahlgängen an. Korn war die wichtigste Einnahmequelle des Spitals: Das Mühlrad durfte nicht stillstehen. Neben dem Hauptportal (Nordseite) wurden am „Aufzugsgiebel“ mit Flaschenzug Getreidesäcke zum Kornspeicher unterm Dach hinaufbefördert.

Dieses große Portal erschließt einen länglichen Innenhof mit Treppenhaus-Turm. Im Erdgeschoss lagen Räume für Frauen, darüber wohnten die Männer. In den Nordräumen der Anlage waren die „Unrichtigen“ (Geisteskranken) untergebracht, im Süden lagen Badhaus, Waschräume und die Heilig-Geist-Kapelle.
Während Holl unter zunehmenden Schwierigkeiten am Spital baute, rückte der Dreißigjährige Krieg an Augsburg heran. Kaiserliche (katholische) Truppen besiegten die protestantischen Armeen. Ab 1629 verloren alle Augsburger Protestanten Amt, Arbeit und Brot, wenn sie ihren Glauben nicht wechseln wollten.
Auch der evangelische Stadtbaumeister Elias Holl wurde 1630 zunächst beurlaubt und schließlich – dank seiner Verdienste immerhin ehrenvoll! - aus dem Amt entlassen. Das Spital ist sein letztes Bauvorhaben, vollendet wird das Bauwerk von einem Nachfolger nach Holls Plänen.

Und für alle die im November das Treffen am Roten Tor verpasst haben (oder denen es einfach zu kalt war ;) ), haben die Chance das Motiv am Sonntag nachzuholen. Das Rote Tor befindet sich gleich um die Ecke. Also auf auf!

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