Der "dritte Sonntag" (an dem sich Augsburger Urban Sketchers gerne treffen) fällt im Oktober auf den 16. - und auch für dieses Treffen gibt es ein weiteres, attraktives Holl-Bauwerk zum Zeichnen: Die Stadtmetzg am Fuß des Perlachbergs!
Wie immer gilt: Jeder der Lust hat vor Ort in der Stadt zu zeichnen, kann an diesen unkomplizierten Treffen mitmachen - und vielleicht wird die Skizze in der Best-of-Auswahl im Sommer 2023 ausgestellt! Weitere Infos zu unserem Projekt "450 Jahre Stadtbaumeister Elias Holl" findet ihr unter dem Reiter "Elias Holl" hier im Blog.
Zum Motiv der Stadtmetzg:
Mit Prachtbrunnen und Rathausneubau hatten die Augsburger ein Bauprogramm gestartet wie niemals zuvor oder danach. Am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges wollte sich die Stadt künftig als perfekter Austragungsort für die lukrativen kaiserlichen Reichstage empfehlen, die Händlern, Handwerkern und Bürgern in der Vergangenheit viel Geld und Ruhm eingebracht hatten.
Zum neuen Erscheinungsbild passte das alte Schlachthaus, das oben beim Perlachturm stand, nicht mehr. Stadtbaumeister Elias Holl wurde daher 1609 beauftragt, eine neue "Metzg" am Fuß des Perlachbergs zu errichten.
Der Bau war technisch anspruchsvoll, da permanent Wasser abgepumpt werden musste. Das Besondere der neuen zentralen Schlachterei war die innovative Verwendung von Kanalwasser: Der "Vordere Lech" (auf der Straßenseite gegenüber zu sehen) wurde offen unter dem Gebäde durchgeleitet, um die Fleischwaren zu kühlen und wohl auch um Abfälle zügig zu entsorgen. Im Erdgeschoss standen über hundert Fleischbänke, die für den Verkauf genutzt wurden. Die beiden prächtigen Portale sind mit großen Rinderschädeln geschmückt, seinerzeit aus blutrotem Sandstein gefertigt!
In den oberen Geschossen waren zunächst Zunft- und Amtsstuben; später (1712) zog die weithin bekannte und viel gerühmte Reichsstädtische Kunstakademie dort ein.
Erst 300 Jahre später wurde die Stadtmetzg im Zuge der Industrialisierung durch einen Neubau vor den Toren der Stadt ersetzt. Heute befindet sich im Gebäude das städtische Sozialamt.
(Text: Claudia H.-Brem/ Graphik: Alina Schmidt)